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Kommunikation im Coaching ist ein zentraler Baustein für den Erfolg des Coaching-Prozesses. Sie beinhaltet den Austausch von Gedanken, Informationen und Emotionen zwischen Coach und Klient. Die Fähigkeit des Coaches, klar und empathisch zu kommunizieren, schafft eine Vertrauensbasis und fördert eine effektive Zusammenarbeit.

Lassen Sie uns erkunden, wie aktives Zuhören das Coaching maßgeblich verbessern kann.

„Du kann dich jederzeit und immer entscheiden, wie du die Worte deines Gegenübers aufnimmst, die Macht liegt bei dir!“

Dr. Marshall Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation

Was ist aktives Zuhören?

Aktives Zuhören ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Coachings und spielt eine entscheidende Rolle in der Kommunikation zwischen Coach und Coachee. Es ermöglicht dem Coach, sich vollständig auf den Coachee zu konzentrieren, seine Bedürfnisse zu verstehen und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.

Durch aktives Zuhören fühlt sich der Coachee gehört und verstanden, was den Coaching-Prozess effektiver macht. Es hilft dabei, neben der Sachebene, die Emotionen und die darunter liegenden Bedürfnisse des Coachees wahrzunehmen und Empathie zu zeigen.

Ausgangsbasis aller zwischenmenschlichen Begegnung und Kommunikation sind subjektive Wirklichkeitskonstruktionen. Diese entstehen unter anderem durch bewusstes Zuhören.

Aktives Zuhören ist eine Haltung, die Übung und Achtsamkeit erfordert. Doch wenn es gelingt, dem anderen mit offenem Herzen und ungeteilter Präsenz zu begegnen, kann eine Begegnung von Mensch zu Mensch stattfinden, die transformierende Kraft hat.

Diese Fähigkeit wird von renommierten Persönlichkeiten wie Carl Rogers, Stephen Covey, Daniel Goleman und Claus Otto Scharmer betont.

Warum ist aktives Zuhören im Coaching so wichtig?

64 % der HR-Experten identifizierten aktives Zuhören als die wichtigste Führungskompetenz.

Gitnux Market Data Report 2024

Die Fähigkeit zum aktiven Zuhören ist entscheidend im Coaching, da sie eine effektive Kommunikation und eine gute Beziehung zwischen Coach und Coachee ermöglicht. Durch aktives Zuhören kann der Coach die Bedürfnisse und Herausforderungen des Coachees besser verstehen und gezieltere Fragen stellen. Dies fördert das Vertrauen und die Offenheit des Coachees, was wiederum zu besseren Ergebnissen führt.

Aktives Zuhören reduziert Missverständnisse um 40 %.

Gitnux Market Data Report 2024

Aktives Zuhören hilft auch dabei, Missverständnisse zu vermeiden und eine unterstützende und konstruktive Atmosphäre zu schaffen. Insgesamt ist aktives Zuhören ein unverzichtbares Werkzeug für erfolgreiche Coaching-Sitzungen.

Manager, die eine Schulung zum aktiven Zuhören erhielten, stellten eine Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit um 30 % fest.

Gitnux Market Data Report 2024

Techniken und Beispiele für aktives Zuhören im Coaching

Eine Coachin hört ihrer Klienten sehr aufmerksam zu, hält Augenkontakt und lächelt sie an.

Einige verbale und nonverbale Techniken des aktiven Zuhörens haben sich bewährt, die Coaches dabei helfen können, effektive Gespräche zu führen.

Kritisches Zuhören: Hinterfragen und Analysieren der Aussagen des Coachees

Kritisches Zuhören beinhaltet das aktive Hinterfragen und Analysieren der Aussagen des Coachees. Der Coach setzt gezielte Fragen ein, um ein tieferes Verständnis für die Perspektive des Coachees zu entwickeln und mögliche Widersprüche oder Unstimmigkeiten aufzudecken. Diese Technik ermöglicht es dem Coach, den Coachee herauszufordern und ihn dazu zu ermutigen, seine Gedanken kritisch zu überdenken, um Lösungen zu finden.

Beispiel: „Sie haben gesagt, dass Sie Ihre Ziele nicht erreichen können, weil Sie nicht genug Zeit haben. Können Sie genauer erklären, wie Sie Ihre Zeit derzeit nutzen und ob es Möglichkeiten gibt, sie effektiver zu nutzen, um Ihre Ziele zu erreichen?“

Nonverbale Kommunikation erkennen und nutzen

Jede Wirkung hat eine Wirkung!

Nonverbale Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle im Coaching und kann sowohl vom Coach als auch vom Klienten genutzt werden, um Informationen zu übermitteln und den Coaching-Prozess zu unterstützen. Hier sind einige Beispiele für nonverbale Kommunikation im Coaching:

  1. Körperhaltung: Die Art und Weise, wie sich der Klient im Coaching-Sitz positioniert, kann viel über seine Gefühle und Einstellungen aussagen. Eine aufrechte Haltung kann Selbstvertrauen und Engagement signalisieren, während eine zusammengesunkene Haltung Unsicherheit oder mangelndes Interesse anzeigen kann.
  2. Mimik: Das Gesicht eines Klienten kann viel über seine Emotionen und Reaktionen auf die Coaching-Sitzung verraten. Ein offenes Lächeln kann Interesse und Zustimmung signalisieren, während zusammengekniffene Augenbrauen oder ein ausdrucksloses Gesicht darauf hindeuten können, dass der Klient verwirrt oder unzufrieden ist.
  3. Augenkontakt: Der Blickkontakt zwischen Coach und Klient kann eine starke Verbindung schaffen und Vertrauen aufbauen. Ein angemessener Augenkontakt kann auch signalisieren, dass man aufmerksam ist und sich für die Aussagen des anderen interessiert.
  4. Gestik: Die Gesten, die der Klient während des Coachings macht, können ebenfalls Hinweise auf seine Gedanken und Gefühle geben. Zum Beispiel können ausladende Gesten Enthusiasmus oder Begeisterung zeigen, während zögerliche Gesten Unsicherheit oder Zurückhaltung signalisieren können.
  5. Tonfall und Geschwindigkeit der Stimme: Die Art und Weise, wie der Klient spricht, kann viel über seine Emotionen und Gedanken aussagen. Ein langsamer, ruhiger Tonfall kann Gelassenheit und Überlegtheit signalisieren, während ein schnellerer oder lauterer Tonfall auf Erregung oder Stress hinweisen kann.
    Indem der Coach auf diese nonverbalen Signale achtet und sie in den Coaching-Prozess einbezieht, kann er eine tiefere Ebene der Kommunikation erreichen und dem Klienten dabei helfen, sich besser zu verstehen und seine Ziele zu erreichen.
  6. Nicht unterbrechen: Man sollte den Sprecher nicht unterbrechen. Das ermöglicht dem Sprecher, sich frei auszudrücken. Diese Geste signalisiert Respekt, fördert eine offene Kommunikation und stärkt die Verbindung zwischen den Gesprächspartnern.

Paraphrasieren: Verbalisieren, was der Coachee sagt

Paraphrasieren bedeutet, die Gedanken und Gefühle des Coachees in eigenen Worten wiederzugeben. Dies zeigt dem Coachee, dass der Coach aktiv zuhört und die Botschaft versteht. Durch das Paraphrasieren der Sach-, Emotions- und Bedürfnisebene können Missverständnisse vermieden und eine bessere Kommunikation zwischen Coach und Klient gefördert werden. Diese Technik ermöglicht es dem Klienten auch, seine Gedanken und Gefühle zu reflektieren und eine neue Perspektive auf sein Problem zu gewinnen.

Beispiel: „Es klingt so, als ob Sie sich überfordert fühlen wegen der vielen Aufgaben, die auf Sie zukommen. Ist das richtig?“

Empathisches Zuhören: Sich in die Lage des Coachees versetzen

Zwei Frauen im Coaching: Die Coachin übt empathisches Zuhören, während die Klientin spricht.

Empathie ist der Schlüssel zu einer effektiven Kommunikation im Coaching. Indem der Coach sich in die Lage des Coachees versetzt und seine Emotionen und Perspektiven versteht, kann er eine unterstützende und einfühlsame Umgebung schaffen.

Beispiel: „Es muss frustrierend sein, sich nicht sicher zu sein, wie man mit dieser Herausforderung umgehen soll. Ich kann mir vorstellen, dass es Sie belastet.“

Zusammenfassen: Die wichtigsten Punkte hervorheben

Zusammenfassen bedeutet, die wichtigsten Punkte des Gesprächs noch einmal zusammenzufassen. Dies hilft dem Coach und dem Coachee, Klarheit zu gewinnen und sicherzustellen, dass nichts übersehen wurde.

Beispiel: „Lassen Sie mich zusammenfassen, was wir besprochen haben. Sie fühlen sich überfordert von den vielen Aufgaben, die auf Sie zukommen, und Sie suchen nach Möglichkeiten, damit umzugehen.“

Offene Fragen stellen: Den Coachee dazu ermutigen, seine Gedanken zu teilen

Offene Fragen ermutigen den Coachee dazu, seine Gedanken und Gefühle ausführlicher zu erklären. Sie ermöglichen es dem Coach, ein tieferes Verständnis zu entwickeln und den Coachee dabei zu unterstützen, Lösungen zu finden.

Beispiel: „Was denken Sie, sind die größten Hindernisse, die Sie daran hindern, Ihre Ziele zu erreichen?“

Klärung: Gezielte Fragen für ein klares Verständnis

Klärung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass der Coach die Anliegen und Bedürfnisse des Klienten vollständig versteht. Durch gezielte Fragen und Rückfragen kann der Coach Unklarheiten beseitigen und ein tieferes Verständnis für die Situation des Klienten entwickeln.

Beispiel: „Könnten Sie mir bitte genauer erklären, was Sie mit ‚überfordert‘ meinen? Welche spezifischen Aufgaben oder Situationen machen Sie besonders gestresst?“

Rückmeldungen geben: Bestätigen und validieren

Rückmeldungen geben beinhaltet das Bestätigen und Validieren der Aussagen des Coachees. Dies hilft dabei, Vertrauen aufzubauen und die Beziehung zu stärken.

Beispiel: „Ich verstehe, dass Sie sich gestresst fühlen. Es ist vollkommen normal, in solchen Situationen überwältigt zu sein.“

Feedback geben: Konstruktiver Input für Entwicklung

Konstruktives Feedback ist ein wichtiger Bestandteil des Coaching-Prozesses, da es dem Klienten hilft, seine Stärken und Schwächen zu erkennen und sich weiterzuentwickeln. Der Coach sollte dabei darauf achten, Feedback konstruktiv und unterstützend zu formulieren.

Beispiel: „Ich habe bemerkt, dass Sie sich in schwierigen Situationen oft selbst kritisieren. Ich denke, es wäre hilfreich, wenn Sie Strategien entwickeln könnten, um Ihre Selbstzweifel zu überwinden.“

Visualisierung: Komplexe Zusammenhänge veranschaulichen

Durch Visualisierungsübungen und Metaphern kann der Coach komplexe Zusammenhänge veranschaulichen und dem Klienten helfen, seine Ziele klarer zu definieren. Visuelle Darstellungen können dazu beitragen, dass abstrakte Konzepte greifbarer werden und dem Klienten neue Perspektiven eröffnen.

Beispiel: „Denken Sie an Ihre berufliche Entwicklung wie an ein Haus, das Sie bauen möchten. Welche Bausteine müssen Sie setzen, um dieses Haus stabil und stark zu machen?“

Positive Verstärkung: Ermutigung und Unterstützung

Der Coach sollte den Klienten ermutigen und unterstützen, seine Ziele zu verfolgen und positive Veränderungen anzustreben. Durch Lob, Anerkennung und Ermutigung kann der Coach das Selbstvertrauen und die Motivation des Klienten stärken.

Beispiel: „Ich bin beeindruckt von Ihrem Engagement und Ihrer Entschlossenheit, an Ihren Zielen zu arbeiten. Sie machen bereits große Fortschritte, und ich bin sicher, dass Sie Ihre Ziele erreichen werden.“

Kognitive Umstrukturierung: Negative Denkmuster erkennen und ersetzen

Der Coach kann dem Klienten dabei helfen, negative Denkmuster und Überzeugungen zu erkennen und durch positive Gedanken zu ersetzen. Dies kann dazu beitragen, einschränkende Überzeugungen aufzulösen und neue Perspektiven zu entwickeln.

Beispiel: „Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie Sie diese Herausforderung aus einer anderen Perspektive betrachten könnten? Vielleicht gibt es auch positive Aspekte, die Sie bisher übersehen haben.“

Lösungsorientierung: Gemeinsam nach Lösungen suchen

Anstatt sich auf Probleme zu fokussieren, sollte der Coach mit dem Klienten gemeinsam nach Lösungen suchen. Dies ermöglicht es dem Klienten, sich auf konkrete Schritte zur Verbesserung seiner Situation zu konzentrieren und positive Veränderungen herbeizuführen.

Beispiel: „Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, welche konkreten Maßnahmen Sie ergreifen können, um diese Herausforderung zu bewältigen. Welche Schritte könnten Sie als Nächstes unternehmen?“

Selbstreflexion: Verbesserung der Coach-Klienten-Beziehung

Der Coach sollte regelmäßig seine eigene Kommunikation reflektieren und sich selbst hinterfragen, um die Beziehung zum Klienten zu verbessern. Durch Selbstreflexion kann der Coach seine Stärken und Schwächen erkennen und gezielt an seiner eigenen Entwicklung arbeiten.

Beispiel: „Nach unserem letzten Gespräch habe ich darüber nachgedacht, wie ich Ihnen noch besser helfen kann. Gibt es bestimmte Bereiche, in denen Sie sich mehr Unterstützung wünschen würden?“

Aktives Zuhören nach Carl Rogers

Illustration von Carl Rogers mit einem Zitat über Empathie, das „aktives Zuhören“ betont.
FreeImages.com/victorborges

„Empathisch zu sein, bedeutet, die Welt durch die Augen der anderen zu sehen und nicht unsere Welt in ihren Augen.“

Carl Rogers

Carl Rogers (1902–1987) war ein amerikanischer Psychologe und Psychotherapeut, der als einer der einflussreichsten Vertreter der humanistischen Psychologie gilt. Er entwickelte die Personenzentrierte Therapie, die darauf basiert, dem Klienten mit Wertschätzung, Empathie und echtem Verständnis zu begegnen. Hier sind die Kernpunkte seines Ansatzes:

  1. Empathie als Schlüssel: Rogers glaubte fest daran, dass wahre Veränderung und Wachstum nur möglich sind, wenn eine Person empathisch verstanden wird. Aktives Zuhören geht über das bloße Hören hinaus; es erfordert, sich in die Gedanken, Gefühle und Perspektiven des anderen einzufühlen.
  2. Bedingungslose Wertschätzung: Ein weiterer wichtiger Aspekt von Rogers’ Ansatz ist die bedingungslose Wertschätzung. Dies bedeutet, dem Gesprächspartner unvoreingenommen und respektvoll zu begegnen, unabhängig von seinen Ansichten oder Handlungen. Durch diese Haltung wird ein Raum geschaffen, in dem sich die Person frei und authentisch ausdrücken kann.
  3. Echtheit und Kongruenz: Rogers betonte auch die Bedeutung der Echtheit und Kongruenz des Zuhörers. Es geht darum, authentisch und offen zu sein, ohne Masken oder Fassaden. Indem der Zuhörer seine eigenen Gedanken und Gefühle angemessen ausdrückt, fördert er ein Klima des Vertrauens und der Offenheit.
  4. Reflexion und Zusammenfassung: Ein weiteres Merkmal des aktiven Zuhörens nach Rogers ist die Reflexion und Zusammenfassung dessen, was der Gesprächspartner gesagt hat. Durch das Paraphrasieren und Zusammenfassen zeigt der Zuhörer, dass er die Botschaft verstanden hat und gibt dem Gesprächspartner die Möglichkeit zur Klarstellung oder Vertiefung.

Aktives Zuhören nach Carl Rogers ist mehr als nur eine Technik; es ist eine Haltung und eine Einstellung, die auf Empathie, Respekt und Authentizität basiert. Indem wir uns darauf konzentrieren, wirklich zuzuhören und uns in die Welt des anderen einzufühlen, können wir nicht nur die Qualität unserer Beziehungen verbessern, sondern auch ein tieferes Verständnis und Wachstum ermöglichen. Beim aktivem Zuhören wird gezielt auf den Ebenen der Sache, der Emotionen und der Bedürfnisse gearbeitet. Dringt der Coach zu den Bedürfnissen vor, lassen sich die darüberliegende Emotionen leichter verstehen und erklären. Ein kluger Merksatz hilft beim Erkennen der Bedürfnisse: “Emotionen sind die Kinder der Bedürfnisse”. Emotionen sind in aller Regel nur ein Hinweis auf die darunterliegenden unerkannten und unbefriedigten Bedürfnisse, um die es in sehr vielen Fällen eigentlich geht. Wird der Bedürfniskern erfasst und ein adäquater Umgang hierin gefunden, ändert das die Emotionslage des Klienten und dementsprechend die Handhabung einer Sachlage.

Weitere Persönlichkeiten und ihre Beiträge zum aktiven Zuhören

Neben Carl Rogers haben sich auch andere Persönlichkeiten mit dem aktiven Zuhören beschäftigt und dessen Bedeutung für die zwischenmenschliche Kommunikation hervorgehoben:

  • Stephen Covey, Autor des Bestsellers „Die 7 Wege zur Effektivität“, betont in seinem Konzept des empathischen Zuhörens, dass es wichtig ist, den anderen zunächst zu verstehen, bevor man selbst verstanden werden möchte.
  • Daniel Goleman, Begründer der Theorie der emotionalen Intelligenz, sieht im aktiven Zuhören eine Kernkompetenz für den Aufbau von Beziehungen und die Entwicklung von Empathie.
  • Nancy Kline, Autorin des Buches „Time to Think“, beschreibt in ihrem Ansatz des „generativen Zuhörens“, wie durch aufmerksames und wertschätzendes Zuhören ein Raum geschaffen wird, in dem der andere kreativ denken und Lösungen finden kann.
  • M. Scott Peck, Psychiater und Autor des Buches „Der wunderbare Weg“, sieht im aktiven Zuhören eine Form der Nächstenliebe, bei der man dem anderen mit ungeteilter Aufmerksamkeit begegnet und dessen einzigartigen Wert als Mensch anerkennt.

Theorie U: Zuhören als schöpferischer Akt

Prof. Dr. Claus Otto Scharmer, Begründer der Theorie U, beschreibt eine besonders tiefgreifende Form des Zuhörens als „schöpferischen Akt“. Die Theorie U ist ein Ansatz zur Entwicklung von innovativem Denken und Verhalten in Organisationen. Sie basiert auf grundlegenden Prinzipien des systemischen Denkens und der sozialen Innovation.

Diese Qualität des Zuhörens eröffnet das im Entstehen begriffene Feld der Zukunft. Es verschafft den Zugang zum Willen und zur Energie, die in den Möglichkeiten und Potenzialen des Zukünftigen liegt.

Der Gesprächspartner erfragt, was das Gegenüber anders oder neu erleben will und möchte. Er hört heraus, was tief im Menschen oft noch versteckt und tabuisiert, an Hoffnung, Sehnsucht und Bedürfnis schlummert. Diesen Raum zu betreten, bedeutet, mit der inneren Kraftquelle in Berührung gekommen zu sein. Sie wird benötigt, um später genügend Energie für die Umsetzung zu haben.

Der Buchstabe „U“ symbolisiert dabei die Form des Prozesses, der in drei Hauptphasen unterteilt ist: 

  1. Vorbereitung (Downloading oder Preparation): In dieser Phase bereiten sich sowohl der Coach als auch der Klient auf das Coaching-Gespräch vor. Der Coach könnte sich Zeit nehmen, um sich auf den Klienten und seine Bedürfnisse einzustellen, indem er Hintergrundinformationen sammelt und eine offene Haltung des Zuhörens und der Empathie einnimmt. Der Klient könnte sich auf das Gespräch vorbereiten, indem er über seine Ziele, Herausforderungen und Bedenken nachdenkt und sich darauf einstellt, diese offen zu teilen.
  2. Beobachtung (Observation): Während des Coaching-Gesprächs beginnen der Coach und der Klient, ihre Wahrnehmung zu erweitern und die aktuelle Situation aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Der Coach praktiziert aktives Zuhören, indem er dem Klienten aufmerksam zuhört und seine nonverbalen Signale und Emotionen wahrnimmt. Der Klient wird ermutigt, seine Gedanken und Gefühle frei auszudrücken, während der Coach einfühlsam darauf reagiert und Verständnis zeigt.
  3. Wahrnehmung (Sensing): In dieser Phase vertiefen der Coach und der Klient ihre Wahrnehmung und gehen über oberflächliche Beobachtungen hinaus. Der Coach unterstützt den Klienten dabei, sich auf seine inneren Empfindungen, Intuitionen und Bedürfnisse zu konzentrieren, indem er einfühlsame Fragen stellt und Raum für Selbstreflexion schafft. Der Klient wird ermutigt, sich auf eine tiefere Ebene der Erkenntnis einzulassen und seine persönlichen Ziele und Werte zu erkunden.
  4. Gegenwart (Presencing): Auf dieser Ebene erreichen der Coach und der Klient einen Zustand der Präsenz, in dem sie vollständig im Moment verankert sind und eine offene und aufmerksame Haltung einnehmen. Der Coach zeigt eine hohe Empathie und Achtsamkeit gegenüber dem Klienten und ist bereit, sich vollständig dem Prozess des aktiven Zuhörens hinzugeben, um eine tiefere Verbindung und ein tieferes Verständnis zu ermöglichen. Gemeinsam erkunden sie neue Möglichkeiten und Lösungen, um die Ziele des Klienten zu erreichen und positive Veränderungen herbeizuführen.
  5. Klarheit (Crystalizing): In dieser Phase gewinnen der Coach und der Klient Klarheit über die nächsten Schritte und Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Ziele des Klienten zu erreichen. Durch einfühlsame Fragen und Reflexionen unterstützt der Coach den Klienten dabei, seine Gedanken zu ordnen und Prioritäten zu setzen. Der Klient wird ermutigt, konkrete Ziele und Aktionspläne zu entwickeln, um seine Visionen und Träume zu verwirklichen.
  6. Prototyping: In dieser Phase gehen der Coach und der Klient dazu über, die identifizierten Lösungen und Strategien in die Praxis umzusetzen. Der Coach bietet Unterstützung und Ermutigung, während der Klient neue Verhaltensweisen und Handlungsschritte ausprobiert. Der Fokus liegt darauf, Erfahrungen zu sammeln, aus Fehlern zu lernen und Anpassungen vorzunehmen, um den Erfolg zu maximieren.
  7. Realisierung (Evolution): Auf dieser Ebene manifestieren sich die gewünschten Veränderungen und Ergebnisse, während der Coach und der Klient gemeinsam den Fortschritt reflektieren und feiern. Der Coach ermutigt den Klienten, seine Erfolge anzuerkennen und sich weiterhin auf persönliches Wachstum und Entwicklung zu konzentrieren. Der Fokus liegt darauf, den erreichten Erfolg zu erhalten und kontinuierlich nach neuen Möglichkeiten zur Verbesserung zu suchen.

Tipps für die Praxis des aktiven Zuhörens

Um im Coaching aktiv zuhören zu können, sind folgende Punkte hilfreich:

  • Störquellen eliminieren und sich ganz auf das Gegenüber fokussieren.
  • Eine offene, zugewandte Körperhaltung einnehmen und auf die Körpersignale des Gegenübers achten.
  • Dem anderen durch Nicken und Blickkontakt Aufmerksamkeit signalisieren.
  • Pausen zulassen und dem Gesprächspartner Zeit zum Nachdenken geben.
  • Sich in den anderen hineinversetzen und dessen innere Landkarte verstehen.
  • Bei Unklarheiten nachfragen, ohne zu unterbrechen. Bei Bedarf Notizen machen, um gezielt Fragen zu stellen.
  • Das Gehörte in eigenen Worten zusammenfassen, um sicherzugehen, dass man den anderen richtig verstanden hat.

Fazit

Wie Antoine de Saint-Exupéry es im „Kleinen Prinzen“ ausdrückt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Ob verbal oder nonverbal, durch aktives Zuhören können Coaches ihrem Gesprächspartner mit Empathie und Menschlichkeit begegnen und sie in ihrer Entwicklung maßgeblich bestärken. Dadurch können sie sich in die Lage des anderen versetzen, ihnen ihre volle Aufmerksamkeit schenken und so zu einer effektiven Problemlösung führen.

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Häufig gestellte Fragen

Aktives Zuhören im Coaching bezieht sich darauf, wie der Coach bewusst zuhört und sich vollständig auf den Klienten konzentriert, um dessen Bedürfnisse, Emotionen und Anliegen besser zu verstehen.

Die Art des Zuhörens beeinflusst maßgeblich die Qualität der Kommunikation. Beim aktiven Zuhören geht es darum, dem Gesagten wirklich Aufmerksamkeit zu schenken und dem Gegenüber Wertschätzung zu signalisieren.

Aktives Zuhören kann in verschiedenen Situationen im Coaching eingesetzt werden, beispielsweise bei Konflikten, Entscheidungsfindung oder zur Förderung der Selbstreflexion des Klienten.

Zu den Techniken des aktiven Zuhörens gehören unter anderem das Paraphrasieren, das Spiegeln von Gefühlen des Gegenübers und das Stellen offener Fragen, um die Kommunikation zu vertiefen.

Aktives Zuhören bedeutet, nicht nur die Worte des Gegenübers wahrzunehmen, sondern auch dessen Emotionen sowie nonverbale Signale (etwa Körpersprache, Mimik und Gestik) zu interpretieren und angemessen zu reagieren.

Beim aktiven Zuhören zeigt der Zuhörer Interesse und Empathie, was zu einer tieferen Verbindung und besserem Verständnis führt, im Gegensatz zum passiven Zuhören, bei dem lediglich oberflächlich zugehört wird.

Die Körpersprache spielt eine wichtige Rolle beim aktiven Zuhören, da sie dem Gegenüber signalisiert, dass man wirklich präsent ist und sich auf die Kommunikation fokussiert.

Autor

Profilbild von Mathias Hühnerbein, Inhaber von proCEO, die Kompetenzentwickler.

Mathias Hühnerbein

Geschäftsführender Inhaber von proCEO, Master-Coach, Lehr-Supervisor, Ausbilder EASC, Organisationsberater, Mediator, Mentor und Resilienzberater.

Mathias Hühnerbein ist als akkreditierter Lehrtrainer und Ausbilder im proCEO Institut für die Ausbildung in den Bereichen Coaching und Supervision verantwortlich.

Mit über 16.000 Stunden Beratungserfahrung arbeitet Mathias als freiberuflicher Coach, Master-Coach, Lehr-Coach, Supervisor, Lehr-Supervisor, Resilienzberater und Trainer mit Fach- und Führungskräften, Teams und Organisationen.

Außerdem war Mathias Hühnerbein als Honorardozent an der OHM Professional School in Nürnberg tätig.

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