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Jeder Mensch trägt eine einzigartige Persönlichkeit in sich – ein komplexes Zusammenspiel aus Stärken, Schwächen, Eigenarten und Erfahrungen.

„Das Verständnis für sich selbst ist ein lebenslanger Prozess, der uns mal beflügelt, mal herausfordert.“

Mathias Hühnerbein

Es geht nicht nur darum, die eigenen „Ticks“ und Verhaltensmuster zu erkennen, sondern auch zu akzeptieren, dass Perfektion eine Illusion ist.

Der erste Schritt auf diesem Weg ist die Bereitschaft zur Selbstreflexion:

  • Was treibt mich an?
  • Was bereitet mir Freude?
  • Welche Muster wiederholen sich in meinem Leben und warum?

Die Antworten auf diese Fragen sind nicht immer komfortabel, doch sie bilden die Grundlage für persönliches Wachstum.

Chance zum Lernen

Gelassenheit üben bedeutet auch, die Fähigkeit zur „Selbstfreundlichkeit“ und „Selbstmitgefühl“ zu entwickeln. In einer Welt, die oft von Leistungsdruck und Vergleichen geprägt ist, fällt es vielen schwer, freundlich mit sich selbst und anderen umzugehen.

Gelassenheit bedeutet jedoch nicht, sich mit den eigenen Fehlern abzufinden, sondern sie im größeren Kontext zu betrachten und mit einem gewissen inneren Abstand anzunehmen. Fehler sind keine Gründe zur Selbstverurteilung, sondern Chancen zum Lernen.

Selbstfreundlichkeit schafft eine gesunde Basis für dieses Lernen. Sie ist eine essenzielle Fähigkeit, die sowohl unsere zwischenmenschlichen Beziehungen bereichert als auch unser eigenes Wohlbefinden fördert. Sie bedeutet, sich selbst mit der gleichen Freundlichkeit und Fürsorge zu begegnen, die wir einem geliebten Menschen entgegenbringen würden.

Dazu helfen uns Empathie und Impathie, und sie markieren zwei Seiten einer Medaille.

  • Empathie: Ich nehme die Gefühle, die Situation des anderen wahr und verstehe sie.
  • Impathie: Ich nehme mich, meine Gefühle, meine Situation wahr und verstehe sie..

Empathie: Ich kann dich verstehen

Empathie ist die Fähigkeit, die Gefühle und Perspektiven eines anderen Menschen wahrzunehmen und nachzuvollziehen. Sie verbindet Verstand und Herz und ermöglicht es, das Erleben eines anderen zu verstehen und mit seinen Emotionen mitzufühlen.

Es gibt drei Formen davon:

  1. Kognitive Empathie: das intellektuelle Verstehen der Gedanken und Gefühle eines anderen.
  2. Emotionale Empathie: das Mitfühlen mit den Emotionen des anderen, bis hin zur Aneignung dieser Gefühle.
  3. Soziale Empathie ermöglicht es, sich auf Menschen mit ganz unterschiedlichen Merkmalen einzustellen, deren Verhalten zu verstehen und zu beeinflussen – vor allem innerhalb einer Gruppe.  

Empathie schafft tiefere Beziehungen, weil sie Nähe und Vertrauen fördert. Sie hilft uns, Konflikte zu lösen, Brücken zu bauen und einfühlsam auf die Bedürfnisse anderer einzugehen.

Empathie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Fähigkeit, die wir entweder besitzen oder bewusst entwickeln können. Sie basiert auf Offenheit und der Bereitschaft, zu verstehen, ohne sofort zu bewerten.

4 Säulen der Empathie

Empathie setzt sich aus 4 Säulen zusammen: 

  • Wahrnehmung: Mimik, Gestik, Körpersprache, Stimmlage und Aussagen anderer werden leicht interpretiert. Man erkennt, wie es einer anderen Person geht. 
  • Verständnis: Ursachen, Motive und Umstände für die Gefühle einer anderen Person sind nachvollziehbar. Man versteht, warum es einer anderen Person so geht. 
  • Resonanz: Durch Worte und Taten werden Mitgefühl, Rücksicht und Akzeptanz vermittelt. Man nimmt wahr, wie man selbst mit der Gefühlslage anderer umgeht. 
  • Antizipation: Man kann absehen, wie sich eine Person künftig verhalten wird. Man weiß, ob sie mit einer Situation rational oder emotional umgehen wird.

Impathie: Schutz durch Distanz

Die deutsche Psychologin Prof. Dr. Stefanie Neubrand gab, vereinfacht ausgedrückt, der nach innen gerichteten Empathie den Namen Impathie. Der Begriff Impathie ist weniger geläufig und wird in verschiedenen Kontexten unterschiedlich interpretiert.

Im Kern beschreibt Impathie die Fähigkeit, emotionale Distanz zu wahren, um sich nicht von den Gefühlen oder Problemen anderer überwältigen zu lassen. Impathie dient als Orientierungshilfe für die eigenen Verhaltensweisen. Impathie ist die Voraussetzung für Selbstmitgefühl.

„Impathie ergänzt die Empathie und ermöglicht es, Mitgefühl zu zeigen, ohne dabei die eigenen Grenzen zu überschreiten.“

Diese Balance ist entscheidend für unser emotionales Wohlbefinden und für nachhaltige Beziehungen, sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Kontext. Impathie schützt den Einzelnen und stärkt zugleich die Qualität der Unterstützung, die wir anderen bieten können. 

Aus Sicht von Neubrand ist Impathie eine Fähigkeit, die aus vier grundlegenden Teilfähigkeiten besteht. Neubrand beschreibt diese als die vier Dimensionen der Empathie:

  1. Wahrnehmung: Die Fähigkeit, sich selbst und sein inneres Erleben aufmerksam wahrzunehmen.
  2. Metaposition: Die Fähigkeit, eine innere Beobachterposition einzunehmen und die eigenen Gefühle aus einer distanzierten Perspektive zu betrachten.
  3. Verständnis: Die Entwicklung eines tieferen Verständnisses für sich selbst und die eigenen Gefühle, um sich selbst besser kennenzulernen.
  4. Annehmende Haltung: Die Fähigkeit, den eigenen Erfahrungen mit Offenheit und Neugier zu begegnen, ohne sie zu bewerten.

Bitte schön ausgewogen

Die Balance zwischen Empathie und Impathie stärkt Beziehungen und fördert eine authentische Verbindung. Empathie ermöglicht tiefes Verstehen und Nähe, während Impathie dafür sorgt, dass diese Beziehungen nachhaltig und gesund bleiben.

Auf gesellschaftlicher Ebene führt diese Balance zu einem mitfühlenden, aber zugleich resilienteren Umgang miteinander. Empathie fördert Solidarität, während Impathie uns vor Überforderung schützt.

Empathie entsteht durch aktives Zuhören – durch das echte Interesse, zu verstehen, was der andere sagt, ohne sofort eine Antwort zu geben. Dies führt oft zu einem Perspektivwechsel und lässt uns in die Lage des anderen eintauchen.

Daraus entsteht eine Achtsamkeit, die uns für die vielschichtigen Signale und die Gefühlswelt des Gegenübers sensibilisiert. Impathie hingegen ist die aktive Form der Selbstreflexion. Sie bedeutet, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren.

Impathie lehrt uns, „Nein“ zu sagen, ohne dabei zurückzuweisen. Sie ermutigt uns, klare, aber freundliche Absagen zu geben, wenn uns die Unterstützung eines anderen überfordert.

Impathie führt zur Selbstfürsorge – sie ermutigt uns, uns Zeit für Regeneration zu nehmen, um dann wieder für andere da sein zu können. Dabei verhilft die Balance zwischen Empathie und Impathie zu einer tiefgründigen und ausgeglichenen Dankbarkeit. 

Gesund und widerstandsfähig

Dankbarkeit ist hierbei mehr als nur ein höfliches „Danke“ – sie ist eine innere Haltung, die uns lehrt, das Positive und Konstruktive im Leben wahrzunehmen. Statt uns auf Mängel oder Defizite zu konzentrieren, hilft uns Dankbarkeit, das Vorhandene wertzuschätzen.

Studien belegen, dass dankbare Menschen oft zufriedener, gesünder und widerstandsfähiger sind. Dankbarkeit verändert unsere Perspektive und stärkt unsere emotionale Widerstandskraft.

Selbst in schwierigen Zeiten macht sie kleine Lichtblicke sichtbar und erinnert uns daran, dass auch Herausforderungen Potenzial für persönliches Wachstum bieten. Sie schafft ein Gefühl von Fülle und verbindet uns mit den Menschen und Dingen, die unser Leben bereichern.

Dankbarkeit bedeutet auch, das Leben mit Ruhe und Ausgeglichenheit zu akzeptieren. Sie ist nicht das Ergebnis eines perfekten Lebens, sondern einer bewussten Haltung, die sich darauf konzentriert, was wir kontrollieren können und das Unkontrollierbare loszulassen.

Dankbarkeit ist der Nährboden für inneren Frieden. Dankbarkeit und Gelassenheit sind eng miteinander verknüpft: Dankbarkeit hilft uns, die Schönheit des gegenwärtigen Augenblicks zu erkennen, während Gelassenheit es uns ermöglicht, mit Herausforderungen friedvoll umzugehen.

Zusammen fördern sie eine Haltung, die sowohl das Herz als auch den Geist öffnet – für Freude, Wachstum und ein erfülltes Leben

Die bewusste Praxis von Dankbarkeit und Gelassenheit bereichert nicht nur unser eigenes Leben, sondern strahlt auch auf unsere Beziehungen und unser Umfeld aus. Sie sind mächtige Werkzeuge, die uns in einer hektischen und oft anspruchsvollen Welt dabei helfen, innerlich ruhig und zufrieden zu bleiben.

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Häufig gestellte Fragen

Der Unterschied liegt im Fokus: Empathie richtet sich nach außen und beschreibt die Fähigkeit, die Gefühle und Bedürfnisse anderer wahrzunehmen und nachzuempfinden. Sie fördert soziale Bindungen und Kooperation. Impathie hingegen ist nach innen gerichtet und bezieht sich auf die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Während Empathie Mitgefühl mit anderen ermöglicht, ist Impathie der Schlüssel zu Selbstfürsorge und innerer Stabilität.

Empathisch zu sein bedeutet, die Gefühle und Perspektiven anderer Menschen wahrzunehmen, zu verstehen und darauf einzugehen. Es ist die Fähigkeit, „mitzufühlen“ und eine Verbindung herzustellen. Impathisch zu sein hingegen bedeutet, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen und zu verstehen. Während Empathie die Verbindung zu anderen stärkt, schafft Impathie die Grundlage für Selbstfürsorge und innere Balance.

Um die Fähigkeit des Einfühlens zu stärken, hilft es, aktiv zuzuhören und sich auf das Gegenüber zu konzentrieren. Dabei sollte man sich bemühen, nonverbale Signale wie Körpersprache und Mimik wahrzunehmen, ohne direkt zu bewerten. Eine neutrale und offene Haltung ist entscheidend, um die Perspektive und Emotionen des anderen zu verstehen. Empathie lässt sich durch gezielte Techniken, wie Perspektivwechsel, üben und verbessern.

Die psychologischen Konstrukte von Empathie und Impathie wurden von verschiedenen Forschern wie Esther Nogler und Sebastian Mauritz erforscht. Empathie basiert auf neuronalen Mechanismen, wie den Spiegelneuronen, die es ermöglichen, Emotionen anderer nachzuempfinden. Ergänzend dazu erfordert Impathie eine bewusste Selbstwahrnehmung und die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse wertungsfrei zu erkennen. Beide Ansätze haben das Ziel, Resilienz und zwischenmenschliche Verbindungen zu stärken.

Autor

Profilbild von Mathias Hühnerbein, Inhaber von proCEO, die Kompetenzentwickler.

Mathias Hühnerbein

Geschäftsführender Inhaber von proCEO, Master-Coach, Lehr-Supervisor, Ausbilder EASC, Organisationsberater, Mediator, Mentor und Resilienzberater.

Mathias Hühnerbein ist als akkreditierter Lehrtrainer und Ausbilder im proCEO Institut für die Ausbildung in den Bereichen Coaching und Supervision verantwortlich.

Mit über 16.000 Stunden Beratungserfahrung arbeitet Mathias als freiberuflicher Coach, Master-Coach, Lehr-Coach, Supervisor, Lehr-Supervisor, Resilienzberater und Trainer mit Fach- und Führungskräften, Teams und Organisationen.

Außerdem war Mathias Hühnerbein als Honorardozent an der OHM Professional School in Nürnberg tätig.

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